Gedanken zum Wein

Wein, ja warum Wein? Nun, der Wein gehört neben dem täglichen Brot zu den elementarsten Dingen des Lebens, das leuchtet nicht nur bibelfesten Menschen ein. Da mein Vater im Brotberuf Textilkaufmann war, im Nebenerwerb aber nicht Bäcker, sondern – wie so ziemlich jede Familie in meinem burgenländischen Heimatort zumindest früherszeiten – dem Weinbau frönte, wurde klar, dass auch ich irgendwann in meiner Freizeit nicht im Sauerteig herumkneten, sondern mit der Rebschere schnippeln werde.
Interessanterweise bin ich aber trotzdem ein durchaus begnadeter Salzstangerlbäck’ – nun, diese Leidenschaft ist meiner Mutter geschuldet und eine andere Geschichte…

Als Heranwachsender habe ich es natürlich gehasst, wenn mich nach einer durchzechten Nacht mein alter Herr Eduard frühmorgens raus in unseren Weingarten am Deutschkreutzer Gemeindehotter schleppte und er zwischen den Rebstöcken nicht nur sein Fachwissen zu meinem Besten gab: „Wer aufd Nocht a Buasch sei wü, kunn a am Tog uaner sei…“

Nun, heutzutage bin ich ihm dafür dankbar und wenn ich auf unserem kleinen Weinberg in der Riede „Hölzl“ gedankenverloren dahin arbeite, sehe ich mich schon, wie ich in ein paar Jahren meiner Tochter mein angesammeltes Weinwissen tradiere, ob sie’s hören will oder nicht….

Die Fakten: auf 530 Klaftern – das ist ca. ein Drittel eines ungarischen Jochs oder für jene, die eher im metrischen System daheim sind: 19 Ar – stehen an die 999 Blaufränkischreben. 2017 haben sich noch 605 Stock Sauvignon Blanc dazugesellt: zufälligerweise habe ich eine Brache von 13, 56 Ar (oder ca. 1/3 eines ungarischen Jochs) ergattert und mit dieser edlen Weißweinsorte bepflanzt. Die Handarbeit – Rebschnitt, Anbinden, Einstricken, Jäten, Laubarbeit, Ausgeizen, Ausdünnen, Grünernte, etc. mache ich selbst (gut, wenn alle Stricke reißen hilft mir manchmal ein guter Geist wie zum Beispiel der Motz-Onkel). Die Bodenbearbeitung und den biologischen Pflanzenschutz erledigt das Team meines Cousins 2. Grades Albert Gesellmann, der dann auch im Herbst die Frucht meines sauren Winzerschweißes keltert, welcher in dessen Keller dann als klassischer Blaufränkisch heranreift. Und in unregelmäßigen Jahresabständen und unterschiedlichen Lagerzeiten – mal 33, mal 40 Monate im gebrauchten Holz -kommt er dann in eine 0,5 Liter Burgunder Flasche: der „Rotfein 1a“, oder eben und Form der aktuellen „housewein“. Sauvignon Blanc hole ich mir von Alberts Füllung, wo mein Anteil zur Zeit ca ein stolzes 1/7 der Menge ausmacht.

Seit 2019 bin ich auch offiziell Biobauer , zertifiziert durch das Institut LACON, mitder Nr AT-BIO-402 /Betriebsnummer 0181455

Künstlerische Nebenprodukte meiner Winzerwurzeln sind meine Weinprogramme: „0,75l WeinLese – Kostproben aus dem literarischen Weinkeller“ – ein vergnüglicher Lese- und Liederabend zum Thema Wein, begleitet von Johannes Specht an der Gitarre und die „WeinWalz“- ein hauptsächlich musikalisches Programm, wo ich den Wein besinge und dazwischen über ihn parliere – bis mich meine Band – Ilse Riedler (reeds), Stefan Faulmann (bass) und Joh Specht (guitars und bandleading) unterbricht und zum nächsten Song einzählt…